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Ende einer Tour de Ruhr

Von Hans-Martin Julius
Pfr. Dirk Ochtrup im Gespräch mit Menschen aus der Gemeinde (Foto: Klaus Wupper, Witten)

Pfarrer Dirk Ochtrup wird nach vielen Stationen in den Ruhestand verabschiedet – In Herne aufgewachsen, hat Dirk Ochtrup dem Ruhrgebiet bis auf zwei kleine Ausnahmen immer die Treue gehalten. Am 26. Januar wird er nun in Witten-Bommern in einem feierlichen Gottesdienst verabschiedet.

Während sein Elternhaus Kirchlichem weder euphorisch noch ablehnend gegenüberstand, prägte die Konfirmandenzeit den Heranwachsenden. „Ich hatte einfach Glück“, erzählt Ochtrup mit einem Schmunzeln. „Der Pfarrer, in dessen kirchlichen Unterricht ich ging, war für die damalige Zeit recht fortschrittlich. Wir haben auch über gesellschaftlich relevante Themen gesprochen, während die andere Konfigruppe hauptsächlich Lieder aus dem Gesangbuch auswendig lernen musste.“

Nach der Konfirmation schloss er sich 1976 dem Herner CVJM an, wuchs dort in die Jugendarbeit hinein und verbrachte viel Zeit in den damals üblichen Teestuben und Gruppen. Auch Freizeiten standen auf dem Programm. Die führten ihn nach Finnland, Sheffield, Schweden und Korsika. „In der Arbeit mit den Jugendlichen ging uns darum, den Jugendlichen vom Glauben zu erzählen, aber ohne jede Indoktrination. Es war uns wichtig, dass jeder so akzeptiert wurde, wie er war und auch seinen Glauben so entdecken konnte, wie er oder sie es wollte.“ Nachdem sich Ochtrup beim örtlichen CVJM so wohl fühlte, war er froh, auch seinen Zivildienst dort ableisten zu können.

Nach dem Abitur überlegte der junge Mann, wie er sein Interesse an Sozialem, Psychologischem und Religiösem unter einen Hut bekommen könnte. „Da bot sich das Studium der Theologie natürlich an.“ Und was lag näher, als an der Bochumer Universität ins Studium einzusteigen? „Die RUB war nicht nur in der Nähe. Die waren da fachlich einfach richtig gut“, erinnert sich der spätere Theologe. „Bochum war ja keine alteingesessene Uni. Also mussten sie etwas bieten und haben angesehene Leute an die Fakultät geholt.“

Um sich auch einmal woanders umzusehen, ging er gegen Ende des Studiums für ein paar Semester nach Münster, bevor es ihn wieder nach Bochum zurückzog. Das Vikariat stand an, das er in den Gemeinden Stiepel und Gerthe verbrachte. „Das Predigerseminar, an dem ich war, gibt es heute nicht mehr. Es lag in Elberfeld und es war interessant, Kontakte zu Leuten aus ganz unterschiedlichen Landeskirchen knüpfen zu können.

Was auf das zweite Examen 1996 folgte, war der Start in eine lange Kette von Entsendungsdiensten: Dortmund-Lanstrop bis 1998, dann Gütersloh, wo er Vertretungsaufgaben für den Leiter der stadtweiten Gemeinde übernahm, und nach Neubeckum. „In der Zeit habe ich richtig viele Kilometer gemacht, weil ich eigentlich in meiner freien Zeit doch am liebsten im Ruhrgebiet war.“

Bald gelang der Rücksprung in die geliebte Region. Gelsenkirchen-Buer-Beckhausen benötigte Entlastung der gewählten Kolleginnen und Kollegen, und Ochtrup wurde Teil des dortigen Pfarr-Teams. 2007 dockte er schließlich im Kirchenkreis Hattingen-Witten an. Zunächst in der Hattinger Südstadt, von 2010 bis 2016 in Witten-Rüdinghausen. „Dort habe ich hoffentlich etwas zur Verbesserung des Kontakts zwischen den beiden Gemeindeteilen Rüdinghausen und Schnee beitragen können“, blickt Pfarrer Ochtrup zurück. „Die hatten, als ich kam, noch nicht so viel miteinander zu tun und wir haben dann angefangen, dass sich beide Teile auch mal gegenseitig besucht haben. Aus der Zeit sind mir auch noch etliche Kontakte geblieben. Gerade vor einigen Wochen gab es eine Anfrage, bei der sich der Verstorbene gewünscht hatte, dass ich die Beerdigung zusammen mit Pfarrer Griese mache.“

In der Arbeit mit älteren Menschen und der Trauerarbeit fühlt sich Ochtrup besonders wohl: „Einerseits glaube ich, dass ich in diesen Bereichen meine Stärken habe. Andererseits haben die Pfarrstelleninhaber so viel anderes zu tun, dass ich als Entsendungsdienstler hier einfach mehr Zeit einbringen konnte. Menschen, die in einer großen Familie gut aufgehoben sind, brauchen das nicht. Aber die, die allein sind – da muss man was machen!“, ist Dirk Ochtrup überzeugt. Seelsorge in all ihren Facetten habe er immer gern gemacht, und viele Kontakte hätten auch die Zeit überdauert. „Dass ich immer so viel mit Menschen zu tun hatte, das hat mir gefallen“, meint er.

Freude kommt auch auf, wenn er an die größere zeitliche Freiheit denkt, die ihm nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst ab März zur Verfügung steht. Die skandinavischen Länder, die er als jugendlicher Teamer kennengelernt hat, haben es ihm angetan. Oft hat er dort die Ferien verbracht. „Jetzt freu ich mich, zwar die Fähre hin nach Norwegen fest zu buchen, den Termin für die Rückfahrt aber erstmal offenlassen zu können.“ Auch seine Grundkenntnisse im Norwegischen möchte er verbessern. Und einen Traum möchte er verwirklichen: „Manche Reedereien bieten seelsorgerliche Begleitung auf Kreuzfahrtschiffen an. Da könnte ich während der Seetage Gespräche und Gottesdienste anbieten, aber auch an den Ausflügen an Land teilnehmen. Traumstrecke wäre von Chile ums Kap Hoorn nach Buenos Aires.“

Pfarrer Ochtrup wird am 26. Januar um 11:00 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst in der Ev. Kirche Bommern durch Pfarrer Tim Winkel verabschiedet. Am 2. und am 9. Februar feiert er seine letzten Gottesdienste in Herbede und Wengern.

(Hans-Martin Julius)