Skip to content
Pferdebachstr. 39a  58455 Witten    |    Superintendentur Tel. 02302 8909 0101    |    Kreiskirchenamt Tel. 02302 589 - 0    |    OGS florian.ehrmann(at)ev-jugend-hagen.de    |    Ev. Kindergartenverbund kindergartenverbund(at)kirche-hawi.de

Ein ökumenisches Zentrum entsteht

Von Hans-Martin Julius

In Winz-Baak wird das evangelische Gemeindezentrum in Zukunft von beiden Konfessionen genutzt.

Für die Katholiken im Hattinger Vorort Winz-Baak war es ein trauriger Tag: Ihre Kirche wurde mit einem festlichen Gottesdienst im Beisein von Ruhrbischof Overbeck außer Dienst gestellt. Aber es war auch ein Neuanfang, denn gemeinsam mit ihren evangelischen Nachbarn zogen sie im Anschluss mit einer Prozession in Kirche und Gemeindehaus der protestantischen Geschwister ein.

Birgit Crone, die dort gemeinsam mit Bodo Steinhauer mehr als drei Jahrzehnte Pfarrdienst getan hat, erinnerte daran, dass „vieles schon gewachsen ist und überhaupt keine Diskussion mehr braucht. Seit Jahrzehnten gibt es hier ökumenische Gemeindefeste, wir haben uns gegenseitig besucht, und jetzt werden eben alle hier sein.“

In Zukunft werden jeweils am ersten und dritten Sonntag die Katholiken Gottesdienst an der Schützstraße feiern, am zweiten und vierten Sonntag im Monat die evangelische Gemeinde. In Kürze wird der evangelische Pfarrer Oliver Pütz hier eingeführt, der seine Stelle zwischen Winz-Baak und der Johannesgemeinde in der Hattinger Südstadt aufteilt. Die katholische Gemeinde wird an einem „ihrer“ Sonntage Unterstützung durch ihren Pfarrer haben, an dem anderen wird der Gottesdienst von den Ehrenamtlichen der sogenannten „LiturgieWerkstatt“ geleitet.

Zur LiturgieWerkstatt gehören Carin und Jochen Kruip. Gemeinsam mit Andreas Lamm, der die Pfarrei leitet, Pastor Marius Schmitz und vielen anderen hatten sie alle Hände voll zu tun, um den Umzug vorzubereiten.

Viel gemeinsame Arbeit

Bei der gemeinsamen Kartoffelsuppe, die es im Anschluss an die Feierlichkeiten gab, war ihnen die Erleichterung anzumerken, dass sich das Engagement aller Beteiligten ausgezahlt hatte. Die beiden waren auch dabei, als die Marienfigur aus der Heilig-Geist-Kirche bereits am Montag umzog. Sie setzt nun einen willkommenen optischen Kontrapunkt im schlicht-eleganten evangelischen Kirchraum. Für ihr neues Zuhause bekam die Figur einen neuen Unterbau, der aus den Werkstätten des Klosters Meschede stammt.

Das passt besonders gut, denn bei der umfassenden Neugestaltung des Gemeindezentrums 2002 hatte sich die evangelische Gemeinde bereits an die Werkstätten gewannt, um passende Ständer, Lampen und weitere Details dort fertigen zu lassen. Anders als die Maria bereitete der Tabernakel aus der katholischen Kirche den Protestanten Bauchschmerzen. „Der passte optisch so gar nicht zu seiner neuen Umgebung“, erzählt Pfarrer Steinhauer. „Aber wir haben uns dann alle zusammen in den Gemeindebus gesetzt, sind nach Meschede gefahren, und haben uns beraten lassen.“ Dabei herausgekommen ist ein umgearbeiteter Tabernakel, der sich perfekt in den Altarraum integriert. Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck zeigte sich denn auch hocherfreut und wies auf die Besonderheit hin, die Tabernakel und Marienfigur in einer evangelischen Kirche darstellen. Im Tabernakel hat nach katholischem Verständnis das Allerheiligste, die in der Eucharistiefeier zum Leib Christi gewandelte Hostie, seinen Platz

Lange bestehende Verbindungen

Wie eng katholische und evangelische Christinnen und Christen in Winz-Baak bereits verbunden sind, zeigte sich an diesem Tag an vielen Stellen. Zum Abschiedsgottesdienst waren so viele Menschen beider Konfessionen gekommen, dass nicht alle einen Sitzplatz fanden. Zur Prozession der Gemeinde läuteten die Glocken der evangelischen Kirche – wie bereits seit vielen Jahren, denn über die Heilig-Geist-Kirche verfügte zwar über eine sehr gute Akustik, wie viele zum Abschied noch einmal betonten, aber nicht über ein eigenes Geläut. Im evangelischen Gotteshaus sang der ökumenische Chor. Auch er besteht seit langem. Die katholische Pfadfindergruppe war bereits in die neuen Räume eingezogen.

„Ökumene ist bei uns“, so Pfarrer Steinhauer, „schon lange manifest spürbar. Lasst uns das nach außen zeigen und nach innen genießen.“ Und an die katholische Gemeinde gewandt: „Ihr seid hier keine Gäste, keine Bittsteller. Ihr seid Mitbewohnende.“ Lachend ergänzte Steinhauer: „Also fühlt euch hier gefälligst zuhause!“

In ihrem Grußwort brachte die evangelische Superintendentin Julia Holtz ihr Mitgefühl mit den katholischen Gläubigen über den Verlust ihres eigenen sakralen Gebäudes zum Ausdruck, aber auch ihre Freude über das „vertrauensvolle Miteinander, das die beiden großen Konfessionen in Winz-Baak schon seit längerem pflegen.“ Sie bezeichnete es als „ein Hoffnungszeichen, das weit über die Stadtgrenzen von Hattingen hinaus strahlt. In einer Zeit, in der wir als Kirchen in unserem Land gemeinsam zu einer gesellschaftli-chen Minderheit werden, muss die Zukunft der Kirche ökumenisch sein.“

Bischof Overbeck erinnerte in seiner Predigt daran, dass „der Glaube uns als inneres Fundament eine Ausrichtung gibt, auch in unübersichtlichen Zeiten.“ Er wünschte allen, „dass wir als getaufte Menschen der Ort Gottes sind, dass wir als Gemeinschaft und als Menschen voll Hoffnung, Glauben und Liebe sind.“

(Hans-Martin Julius)