Die Kirchengemeinde an Elbsche und Ruhr

Aus dem Dauerprovisorium „BHW“ entsteht in Witten-Bommern, -Herbede und Wetter-Wengern eine neue Kirchengemeinde
– „Die Leute hier arbeiten alle sehr sachlich und produktiv zusammen. Die verlieren sich nicht in Kleinigkeiten“, ist Tim Winkel, Pfarrer in Bommern und Vorsitzender des Fusionsausschusses BHW überzeugt. Mit diesem Lob auf urwestfälische Tugenden fasst der 43-Jährige seine Erfahrungen mit den Menschen zusammen, die hinter den rasanten Entwicklungen im Wittener Süden stehen, an denen auch er seit seinem Start im Sommer 2022 Anteil hat.

Seitdem gibt es einen gemeinsamen Predigtplan der drei Gemeinden, die Jugendarbeit in zweien lief sowieso gemeinsam, und Vertretungen über Gemeindegrenzen hinweg waren schon lange kein Thema mehr. Es lag wohl auch an dieser Zusammenarbeit, dass der Volksmund vor Ort unter der Abkürzung „BHW“ kein Finanzinstitut mehr verstand, sondern die eigene kirchliche Heimat Bommern-Herbede-Wengern.
Bis zur Namensfindung „Ev. Kirchengemeinde an Elbsche und Ruhr“, die jetzt feststeht, und dem Durchstarten als eine große Gemeinde mit einem langen Namen zum 1. Januar 2026 gab und gibt es eine Menge Arbeit. Also wurde die Arbeitsgruppe Fusion mit Mitgliedern aus den drei Presbyterien gegründet. Mit Hilfe des damaligen kreiskirchlichen Change Managers Klaus-Martin Strunk wurden 2023 ganz grundsätzliche Fragen geklärt: Was ist da? Welche Gebäude gibt es? Was macht uns aus? Welche Eigenheiten bringen die Gemeinden mit? Was trägt uns gemeinsam?
„Gleichzeitig fand ein Kennenlernen statt“, erinnert sich Tim Winkel. „Man konnte das ganz gut daran sehen, dass die Menschen in der Arbeitsgruppe, die zuerst nach Presbyterien getrennt beieinander saßen, sich bei späteren Treffen mehr und mehr vermischten und die lokale Zugehörigkeit keine so große Rolle mehr spielte. Am Anfang war das für alle Beteiligten sicher auch nicht leicht, weil die Presbyterien im Kooperationsraum „BHW“ schon noch deutlich getrennt voneinander unterwegs waren. Aber es entwickelte sich schnell ein vertrauensvolles Verhältnis in der Zusammenarbeit.“
Im Frühjahr 2024 übernahmen Helga Tröllenberg und Claus Reihs die Beratung und drangen darauf, einen klaren Fahrplan für das Zusammengehen zu entwickeln. „Als dann bei der Kreissynode Tacheles zu den zukünftigen Kirchenfinanzen gesprochen wurde“, so Winkel, „war allen klar: Jetzt können wir noch selbst gestalten, bevor das die Verhältnisse in Zukunft für uns erledigen.“
Konkrete Ergebnisse der Arbeit an der Fusion werden regelmäßig in Gemeindebriefen, Newslettern und auf den Websites der Gemeinden veröffentlicht. Typisch kirchliche Arbeitsweisen sorgten zwar auch schon für Stirnrunzeln bei den sachlichen Westfalen, wie sich Tim Winkel mit einem Schmunzeln erinnert, aber der Erfolg gibt den Gemeindeberatungsprofis Tröllenberg und Reihs recht.
Ein neuer, gemeinsamer Gemeindebrief unter dem Titel „Hier & jetzt“ wird im Advent 2025 erscheinen, parallel dazu ein gemeinsamer Newsletter aufgebaut. In Kürze werden die Gemeinden Mitarbeitende in Beruf und Ehrenamt noch einmal über anstehende Neuerungen auf den letzten Stand bringen.
Bereits in die Praxis umgesetzt wurde ein System, in dem Amtshandlungen wie Taufen und Beerdigungen zentral verteilt werden. „Im Kreis der Kolleginnen und Kollegen sind damit alle zufrieden. Die Bestatter haben einen zentralen Anlaufpunkt. Das Wichtigste ist aber sicher die Erkenntnis, dass die Gemeindemitglieder, insbesondere die jüngeren, schon weit weg sind vom Kirchturmdenken, das früher verbreitet war“, freut sich Pfarrer Tim Winkel über sehr greifbare Erfolge der Fusionsgespräche, die schon in den Alltag eingeflossen sind.
Ob die Menschen in Wengern, Herbede und Bommern für den schönen neuen Gemeindenamen bald wieder eine Abkürzung finden, wird sich zeigen. Das neue Siegel der entstehenden großen Gemeinde liegt jedenfalls bereits zur Genehmigung bei den landeskirchlichen Stellen in Bielefeld vor.
(hmj)
