„Jugendarbeit war einfach mein Ding!“

13.11.2024 – Michael Baloniak geht nach 32 Jahren im Kirchenkreis in den Ruhestand
Die einen kennen ihn als Mitarbeitenden-Vertreter, andere von seiner Zeit in der Johannis-Gemeinde, wieder andere als Organisator von Segelfreizeiten. Auch bei der Lebenshilfe in Witten kennen sie ihn, und aus der OGS. Jetzt geht ein abwechslungsreiches Berufsleben zuende: Jugendreferent Michael Baloniak wird in den Ruhestand verabschiedet.
„Ich bin Quereinsteiger“, sagt Baloniak über sich selbst. „Meine Eltern hatten mit Kirche nicht viel zu tun, und ich bin ursprünglich eher zur Bibel als zur Kirche gekommen. Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, lud mich ein Schulfreund in Herne ein, am Samstag mit zu einer Bibelgruppe zu kommen. Die wurde von einem Mann geleitet, der uns einen Bibelvers nannte, und wer ihn zuerst aufschlagen konnte, bekam einen Punkt“, erinnert sich Michael Baloniak an seine bibelkundlich sportlichen Erstkontakte mit Gottes Wort.
Weitere Begeisterung konnte der örtliche Pfarrer mit dem Konfi-Unterricht entfachen, besonders aber mit einer ersten Freizeit in Nütterden 1976. Was folgte war die in der Zeit recht typische Jugendzeit in einer Gemeinde. Ältere Jugendliche leiteten jüngere in Bibelkreisen an, es wurde gekickert, Tischtennis gespielt, viel Tee getrunken und gemeinsam der nächste Gottesdienst oder die nächste Freizeit vorbereitet.
„Sonntagabends gab es speziell für Jugendliche konzipierte Gottesdienste, zu denen so 70 bis 100 Leute kamen. Ich hab dort in einer Band Gitarre gespielt, und als ich älter war auch die Liturgie übernommen.“ Insgesamt zehn Jahre ist er so mit der Gemeinde verbunden geblieben.
1981 schloss Baloniak die Schule mit dem Abi ab und merkte im anschließenden Lehramtsstudium bald, dass die Uni nicht das Richtige für ihn war. Also machte er ohne große Überzeugung eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Am Ende stand er mit einem ungeliebten Beruf da. Aber: „Zu der Zeit kamen die ersten Jugendreferentinnen und -referenten auf, damals noch unter der Bezeichnung Gemeindehelfer.“ Der nächste Quereinstieg zeichnete sich ab.
Inzwischen war Michael Baloniak mit Monika Baloniak verheiratet. Sie wohnten bei Michaels Schwiegereltern. 1988 gesellte sich Tochter Julia dazu, und gemeinsam entschied das Paar, dass er die dreijährige Ausbildung zum Gemeindehelfer an der Bibelschule Malche in Porta Westfalica machen sollte.
Von nun an versorgten die Schwiegereltern das Enkelkind tagsüber, während Monika arbeitete. Abends übernahm sie die Kleine, und Michael war so oft da, wie es die Ausbildung zuließ. „Monika hat das mitgetragen, weil sie gesehen hat, dass ich im Bürojob als Kaufmann nicht glücklich war“, ist er seiner Frau bis heute dankbar.
Als glückliche Fügung ergab sich innerhalb der Ausbildung die Möglichkeit zum Praktikum in der Johannisgemeinde im nahegelegenen Witten. Pfarrerin Anni Malms konnte den jungen Mann gut in der Jugendarbeit brauchen, weil er viel Erfahrung mitbrachte. Nach dem Ende der Ausbildung blieb Baloniak dort noch weitere fünf Jahre: „Jugendarbeit war einfach mein Ding!“ Eine seine liebsten Erinnerungen: eine Tour mit Pfarrer Claus Humbert. Gemeinsam fuhren sie in Kleinbussen mit einer Gruppe Erwachsener und Jugendlicher von Witten nach Südfrankreich, um dann auf Fahrrädern über die Pyrenäen auf dem Pilgerweg durch Nordspanien nach Santiago de Compostela zu radeln!
Als später in Stockum der Kindertreff als Gemeinschaftsprojekt von Kirchenkreis, Kirchengemeinde und Stadt Witten öffnete, wechselte der inzwischen dreifache Familienvater dorthin. „Das Konstrukt bot einfach die Jobsicherheit, die ich brauchte“, erinnert sich Baloniak an eine Zeit, die von finanzieller Unsicherheit geprägt war. Es folgten Jahre, in denen er seine musikalischen, pädagogischen und organisatorischen Fähigkeiten dazu nutzte, neue Formate auszuprobieren. Mit der OGS zum Beispiel Kindermusicals, mit der Gemeinde Wochenendfreizeiten für Familien, und nicht zuletzt die schon erwähnten Segelfreizeiten auf dem Ijsselmeer.
Mit steigendem Altersabstand zur Zielgruppe zog sich Michael Baloniak ab 2010 in kleinen Schritten aus der Arbeit mit Kindern zurück. Er machte einen weiteren Quereinstieg in die Mitarbeitendenvertretung, die er zuletzt auch leitete, gab Verantwortung an andere ab. „Michelle Pedde führt die Arbeit im Kinderzentrum Stockum ganz toll fort! Bei uns können die Kinder einfach sein, ohne dass ihnen wie in Schule und OGS ein Takt vorgegeben wird“, freut sich Baloniak. Zusätzlich hat ihm die Arbeit in der Lebenshilfe, bei der auch seine Prädikantenausbildung (Quereinstieg!) zum Tragen kommt, „noch einmal einen ganz neuen Horizont aufgemacht.“
Am Freitag, 15. November, wird der Gemeindepädagoge, Mitarbeitenden-Vertreter und Quereinsteiger par excellence Michael Baloniak im Lukaszentrum in den Ruhestand verabschiedet.