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Kirche kunterbunt in Welper

Von Hans-Martin Julius

19.11.2024 – Die etwas andere Form des Gottesdienstes hat auch in Hattingen und Witten Zulauf

Über 300 Kirchengemeinden bieten in Deutschland die „Kirche kunterbunt“ an, darunter auch einige im Kirchenkreis Hattingen-Witten. Einen Sankt-Martins-Gottesdienst nach diesem Konzept feierten jetzt vierzig Menschen im Paul-Gerhardt-Haus in Hattingen-Welper.

Wärme und Licht waren die Themen bei der Kirche kunterbunt zu Sankt Martin

Ankommenszeit

Gleich am Eingang werden Neuankömmlinge von Pfarrerin Carolin Kremendahl herzlich begrüßt und mit einem Namensschild ausgestattet. Sie selbst trägt wie alle anderen Helferinnen und Helfer eines in einer anderen Farbe, damit die Gäste wissen, an wen sie sich mit Fragen wenden können. Einige Kinder flitzen schon durch das weitläufige Haus, andere sind noch ganz damit beschäftigt, sich zu orientieren. „Alle sind willkommen“ steht auf dem Plakat zum Gottesdienst, auch wenn die Zielgruppe vor allem 5- bis 12-Jährige und ihre Bezugspersonen sind. Marte Hong ist heute mit vier Kindern hier. „Unsere 12-Jährige fand die Kirche, wie sie sie bei der Konfirmation ihres älteren Bruders erlebt hat, nicht so toll, mit lange sitzen und so. Bei der Kirche kunterbunt ist sie jetzt aber nicht zum ersten Mal dabei. Die gefällt ihr.“

Irgendwann sind alle mit Kaffee, Kakao oder Wasser versorgt und versammeln sich im Gottesdienstraum und singen. Damit ist die „Ankommenszeit“ beendet, aber wer später kommt, ist genauso willkommen.

Aktivzeit

Pfarrerin Kremendahl erklärt nach einem Lied den weiteren Ablauf: Im ganzen Haus sind Stationen verteilt, die mit dem Thema Sankt Martin zu tun haben. Lea und Lulu schnappen sich zwei leere Marmeladengläser, cremen sie gut mit Bastelleim ein und verpassen ihnen ein schönes Muster mit buntem Transparentpapier. Später kommt ein Teelicht hinein, und fertig ist die Sankt-Martins-Laterne. Damit haben die beiden schon die Aufgabe gelöst, die an dieser Station auslag, nämlich Licht und Wärme zu Menschen zu bringen wie Sankt Martin.

Einer der Jungs hat derweil eine kleine Schüssel mit Eiswürfeln für sich entdeckt. Die Eiswürfel haben es in sich: Man kann sehen, dass sich in ihnen münzgroße Plättchen mit Kleeblattmotiv verstecken. Die Idee dieser Station ist, dass die Kinder die Eiswürfel nach einem Moment in ihren Händen an andere weitergeben, damit sie so nach und nach die Kleeblätter aus dem schmilzenden Eis herauslösen können, ohne das dem Einzelnen dabei die Finger lange frieren. Aber da hat die Vorbereitungsgruppe die Rechnung ohne die Kinder gemacht: Sie wechseln sie allein von der Linken in die Rechte und einige haben bald eine kleine Kleeblattsammlung zusammen.

Auch jetzt kommen noch neue Gäste. Eine Mutter schaut mit zwei Kindern vorbei, aber die beiden bleiben bei keiner der Stationen so recht hängen und möchten lieber wieder gehen. Kein Problem für die Vorbereitungsgruppe, die als Gastgeber alle nach ihren Bedürfnissen empfängt. Die Kirche kunterbunt wurde unter dem Namen „Messy Church“ (Deutsch: „Unordentliche Kirche“) in England konzipiert. Dabei steht das englische Wort „messy“ eher für eine gewisse Freiheit in der Form als für das, was in Deutschland unter „einem Messy“ verstanden wird. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann auf www.kirche-kunterbunt.de nachlesen.

Bei den Erwachsenen im Paul-Gerhard-Haus ist eine Station beliebt, bei der viele kleine Holzstücke auf die schmale Seite gestellt werden, bis sie wie ein Herz angeordnet sind. Stößt man ein Holzstück, auf dem das Wort „Liebe“ steht, an, gibt es einen Dominoeffekt und die Liebe wird weitergetragen.

Feierzeit

Nachdem auch die anderen Stationen der „Aktivzeit“ von Groß und Klein besucht wurden, ist „Feierzeit“. Dazu stehen die bunten Marmeladengläser nun auf dem Boden vor dem Altarraum und werden eines nach dem anderen mit einer Kerze zum Leuchten gebracht, jedes mit einem Votum wie: „Ich zünde ein Licht an im Namen Gottes. Gott hat die Welt erleuchtet und mir den Atem des Lebens eingehaucht“.

Beim anschließenden Singen hört man besonders die Stimme der vierjährigen Sarah heraus. Voller Inbrunst schmettert sie das Lied mit, das sie schon kennt. Ihre Mutter erzählt, dass Sarah schon erstaunlich viel von der Kirche kunterbunt in den Alltag mitgenommen hat. Nach einem der Gottesdienste fühlt sie sich nun so behütet, dass sie ihre Angst, die sie vor Hunden hatte, nicht mehr umtreibt. Ein Vater findet, dass die Kirche kunterbunt „nicht so steif wirkt. Die Kinder können einfach Kinder sein und auch mal Quatsch machen.“

Essenszeit

Nach Psalm, Liedern und einem Deckensegen geht der kurze theologische Input zuende und alle versammeln sich im Vorraum, wo schon die Tische gedeckt sind. Das Essen soll noch einmal das Gemeinsame an diesem Vormittag unterstreichen.

In Welper-Blankenstein, der Wittener Innenstadt und Annen haben sich Vorbereitungsteams gebildet, die die Kirche kunterbunt vor Ort zum Leben erwecken. Zwischen zwei und vier Veranstaltungen können sie im Jahr jeweils anbieten, denn die Vorbereitungen sind umfangreich. Das Vorbereitungsteam in Welper hat definitiv aber auch viel Spaß, sodass die kunterbunte Kirche auch in diesem Kreis ihre Wirkung entfaltet.