Der Jackpot

Für Pfarrer Christian Jünner schließt sich in Nierenhof ein Kreis
– Christian Jünner und seine Familie können diesen Sommer über Langeweile nicht klagen: Umzug aus dem Siegerland, Wasserschaden im Pfarrhaus am Tag vorm Einzug, Feriencamp Camissio mit 140 Menschen, Ruhrtaufe, Einschulung des ersten Kindes. Da mag es helfen, dass der junge Pfarrer und seine Frau Friederike die Kirchengemeinde bestens kennen und die Eltern des Paares auch gern mal auf den Nachwuchs aufpassen.

„Krass beeindruckt“ ist Christian Jünner davon, wie seine neue, alte Gemeinde die Vakanzzeit mit Leben gefüllt hat (Foto: Hans-Martin Julius)
Wer den Bericht über das Camp in der Velberter Lokalzeitung liest oder das Video von der Taufe in der Ruhr anschaut, versteht, warum Jünner beim Gespräch trotz allen Wirbels der letzten Wochen so entspannt im Sessel sitzt: „Hier wird unwahrscheinlich viel von den Ehrenamtlichen vorbereitet. Die Abläufe sitzen“, sagt der 35-Jährige, gesteht aber gleichzeitig auch die leichte Anspannung, mit der er in den Taufgottesdienst gegangen ist. „Ich bin hier schon mittendrin. Aber der Gemeinde habe ich gesagt, dass ich bis Ende des Jahres erst einmal beobachten und hinhören will, was gebraucht wird. Dann schauen wir gemeinsam, was intensiviert oder zurückgeschraubt werden soll.“
Neuer Stellenzuschnitt
Warum zurückschrauben? Während sein Vorgänger noch eine ganze Pfarrstelle in der Gemeinde innehatte, wird Jünner nur anteilig in Nierenhof tätig sein, wenn er ab dem 1. Oktober die Anstellungsfähigkeit hat, anschließend aller Voraussicht nach gewählt und Mitte Dezember offiziell eingeführt wird. Der verbleibende Teil kommt vom Kirchenkreis Hattingen-Witten und muss in Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinden ausgestaltet werden. „Davor habe ich eine Menge Respekt“, so Jünner, „freue mich aber auch total drauf, etwas Neues zu machen. Nierenhof hat sich den missionarischen Gemeindeaufbau auf die Fahne geschrieben, ist gewachsen, und nun wollen wir gemeinsam im Kirchenkreis neue Formen entwickeln und sehen, was sich von dem, was Nierenhof schon gut kann, in die Region tragen lässt. Wir haben als Kirche ja eine einladende Botschaft im Gepäck. Mein Wunsch wäre, dass etwas entsteht, wovon andere in ein paar Jahren sagen können: Das ist das, was wir brauchen!“
Für den jungen Pfarrer wird es ein neuer Weg, gestartet von einem alten Ausgangspunkt. Christian Jünger ist seit der Schulzeit mit Nierenhof verbunden. Anschließende Stationen waren ein Freiwilliges Soziales Jahr mitten im sogenannten Arabischen Frühling in Tunesien, in dessen Verlauf er beschloss, seinen Glauben zum Beruf zu machen; Wuppertal, Greifswald und Münster als Studienorte, in Freudenberg-Oberholzklau im Siegerland fand das Vikariat statt, und zuletzt der größere Teil seines Probedienstes in Netphen-Deuz, ebenfalls im Siegerland. Nun also der letzte Part der Ausbildung in Velbert-Nierenhof. „Wir haben uns an all diesen Stationen wohlgefühlt. Aber die Rückkehr hierhin, mit den Großeltern in der Nähe, das ist schon so etwas wie der Jackpot!“, freut sich Christian Jünner mit seiner Familie auf den Weg, der nun vor ihnen liegt.
(hmj)

(Foto: Hans-Martin Julius)