„Mit Stimmbändern kann man Gott auch ohne Instrumente dienen“
Ropudani Simanjuntak ist seit 2020 Kreiskantor in Hattingen-Witten
– Als die letzten Töne verklungen waren, herrschte einen Moment lang Stille in der vollbesetzten St. Georgskirche, dann brandete langanhaltender Applaus auf. Die Aufführung von Haydns „Schöpfung“ mit Projektchor, Profimusiker:innen und Laien war ein voller Erfolg. Kreiskantor Ropudani Simanjuntak hatte abgeliefert.

Das war im Herbst 2024. Wer den Dirigenten der „Schöpfung“ zum ersten Mal trifft, sieht einen freundlichen, eher zurückhaltend auftretenden Mann. „Es macht so viel Spaß, mit ihm zu arbeiten“, sagt Barbara Lingscheidt, die im Zwiebelturmchor in Sprockhövel singt. Das liegt allerdings nicht nur an der Freundlichkeit von „Dani“, wie den 40-Jährigen viele nennen.
Ropudani Simanjuntak, in Medan/Indonesien geboren und in einer musikalischen Familie aufgewachsen, hat mit fünf Jahren angefangen, Klavier zu spielen. „Eigentlich habe ich bis zum Ende der Schulzeit nicht daran gedacht, Musik zu studieren“, erzählt Simanjuntak, dann aber doch drei Jahre Klavier studiert. Anschließend bekam er ein Stipendium für das Studium der Kirchenmusik auf den Philippinen. „Dazu gehörten Chorleitung, Komposition und Gesang, und nebenher konnte ich in einigen Kirchengemeinden dort viel Erfahrung sammeln. Manche Gemeinden verfügten über viele Instrumente, andere hatten nur eine Gitarre. Ich habe mich dann immer mehr für die Chormusik begeistert, denn mit Stimmbändern kann man auch ohne Instrumente Gott dienen!“
Für den weiteren Weg empfahl ihm der Rektor des Asian Institute for Liturgy and Music (AILM) zwei Länder – entweder Korea oder Deutschland, wohin er gerade die Fühler für eine Kooperation mit der Westfälischen Hochschule für Kirchenmusik in Herford (jetzt Witten) ausstreckte. Es folgten zunächst noch verschiedene Stationen im asiatischen Raum: Dirigate, Leitungen, Lehraufträge, weitere Stipendien.
Schließlich 2013 der Schritt nach Bochum: Deutsch lernen, um 2014 mit dem Masterstudium „Leitung vokaler Ensembles“ an der Folkwang-Universität der Künste in Essen zu beginnen, das Simanjuntak mit der Note 1,0 im Abschlusskonzert beendete. Parallel dazu nahm er Orgelunterricht, um seine kirchenmusikalischen Kenntnisse weiter auszubauen und arbeitete gleichzeitg auch noch in Bochum-Querenburg und ab 2017 in der Gemeinde Bredenscheid-Sprockhövel. „Es gab in dieser Zeit viel Druck, auch durch die Sprache“, verrät Simanjuntak, „aber auch viel Freude!“
Dabei baute „Dani“ ein großes Netzwerk auf, organisierte und leitete Konzerte, nahm an internationalen Konsultationen zur Kirchenmusik teil, arbeitete mit Chören, Quartetten und Kreisen. Daher gehen seine Kontakte weit über den Kirchenkreis hinaus und er kann Ideen für die Kirchenmusik entwickeln. „Mit Chormusik kann man viele Leute einbinden. Man hat einfach viel Kontakt mit vielen Menschen!“, sagt er. Dabei behält der Kreiskantor unterschiedliche Zielgruppen im Auge, denn mit seiner großen Erfahrung ist es ihm wichtig, dass einerseits die Freude am gemeinsamen Musizieren nicht zu kurz kommt, andererseits aber vor allem die klangliche Qualität stimmt.
Neben seiner laufenden Arbeit entwickelt Simanjuntak auch größere Vorhaben für die kommenden Jahre. Für das Jahr 2026 ist ein großes Orchesterkonzert geplant. Im darauffolgenden Jahr, 2027, soll ein interdisziplinäres Bühnenprojekt realisiert werden, das Musik, Gesang und Tanz vereint. Geplant sind zwei Fassungen: eine abendfüllende Konzertversion mit Chor, Orchester und Tanzensemble sowie eine kindgerechte Theaterfassung in reduzierter Besetzung. Damit möchte Simanjuntak nicht nur musikalische Grenzen überschreiten, sondern auch neue Zielgruppen für die Kirchenmusik begeistern.
Zurzeit arbeitet Kreiskantor Ropudani Simanjuntak auf Kirchenkreisebene intensiv mit den Ensembles „Cantamore“ und „Sounding Voices“. Alle kirchenmusikalischen Termine in Gemeinden und Kirchenkreis sind in der Veranstaltungsdatenbank der Evangelischen Kirche von Westfalen einzusehen, die auf kirche-hawi.de/kirchenmusik abrufbar ist.
(Hans-Martin Julius)