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Ein neues Zuhause schaffen

Von Hans-Martin Julius
Sabine Maiwald-Humbert steht in der Friedenskirche inmitten der bunten Stuhlreihen (Foto: Hans-Martin Julius)

Pfarrerin Sabine Maiwald-Humbert wird verabschiedet

– Wir treffen uns in der Friedenskirche zum Gespräch, denn im Pfarrhaus wird gerade aussortiert und in Kartons gepackt. Seit Ende der achtziger Jahre waren Sabine Maiwald-Humbert und Claus Humbert in Annen, konnten viel aufbauen, aber auch zusehen, wie die Kirchengemeinde kleiner wird. „Jetzt freu ich mich darauf, ein neues Zuhause zu schaffen und Zeit mit den Enkelkindern verbringen zu können. Im August ist Nr. 4 angekommen. Ich will jetzt nicht im Hauptberuf Oma werden, aber ich freu mich drauf, sie um mich zu haben und zu begleiten“, sagt Maiwald-Humbert lächelnd über den Neustart im Privaten.

Pfarrerin Maiwald-Humbert am Altar der Friedenskirche (Fotos: hmj)

Auch dienstlich sieht die 66-Jährige Grund zur Freude: „Seit 15 Jahren war hier von Fusion die Rede. Da bin ich froh, dass nun auch eine dabei rausgekommen ist!“ Wenn die Wittener Kirchengemeinden Annen und Rüdinghausen ab 1.1.2026 als „Evangelische Kirchengemeinde am Rheinischen Esel“ ihren Weg gemeinsam gehen, lässt sie das nicht kalt. „Ich zieh‘ mich jetzt langsam zurück und habe ja mit den zukünftigen Entwicklungen nicht mehr viel zu tun. Aber die Zukunft der Gemeinde bewegt mich!“ Gerade freut sich auf ihren letzten Buß- und Bettag mit Tischabendmahl, den sie als Pfarrerin begleitet, „weil es eine so andere Form des Gottesdienstes ist, bei der man mehr Miteinander macht. Und ob sich für das Seniorenfrühstück und die „Christmas Night“ weiter genügend Leute finden?“

Zeit, zur Ruhe zu kommen

Trotz dieser offenen Fragen freut sich Sabine Maiwald-Humbert „auf die Zäsur. Zeit, zur Ruhe zu kommen. Manche Beerdigungen sind mir seit Claus‘ Tod vor zwei Jahren schwerer gefallen. Es war nicht immer leicht, den nötigen Abstand zu kriegen. Innerhalb der zwei Jahre hat sich aber auch viel beruhigt, und die Idee, jetzt erstmal alles ruhen zu lassen, tut mir gut.“

In Annen ist die Pfarrerin am 1. Mai 1989 gestartet. Tochter Hannah war gerade 1 ½ Jahre alt, 1990 folgte Sohn Paul. „An Tag 1 nach dem Mutterschutz bin ich dann von Superintendent Vosswinkel in der Friedenskirche ordiniert worden.“ Als 1994 Tochter Sophie dazu kam, konnte sie sich nach damaligem Recht nicht beurlauben lassen und quittierte den Dienst, bis sie 2001 mit einer halben Stelle zurückkehrte. „Am 1. Advent bin ich damals in die Stelle eingeführt worden, und am 1. Advent 2025 werde ich nun verabschiedet.“

Gottesdienst gehörte zum Leben dazu

Kirchenaffin war Maiwald-Humbert von Kindesbeinen an. Entweder ging sie in die Kinderkirche, oder mit ihrem Vater in den Gottesdienst. „Der Gottesdienst gehörte einfach so zu unserem Leben dazu“, erzählt sie. „Ich hab mich dann immer zu meinem Vater gesetzt, obwohl das damals bei uns in Schwaben noch so war, dass die Männer auf der einen und die Frauen auf der anderen Seite saßen.“

Nach der Konfirmation fühlte sie sich in einer methodistischen Gemeinde zuhause. In der Oberstufe erhielt sie an der Schule einen besonders qualifizierten Religionsunterricht. Nach dem Abitur hängte sie am Sprachenkolleg der württembergischen Landeskirche Griechisch und Hebrärisch dran. So bekam sie ein Stipendium für das Studium im Tübinger Stift, „einer Brutstätte vieler württembergischer Theologinnen und Theologen“. Im Wintersemerster 1981/82 ging sie nach Heidelberg, wo sie im Sommer – ganz wie im berühmten Lied – „ihr Herz verlor“: Ab jetzt war Claus in ihrem Leben, und nach einem kurzen Schlenker über Münster legte sie ihr erstes theologisches Examen in Tübingen ab. In Tübingen fand auch die Hochzeit von Sabine und Claus statt.

Anschließend ging es ins Ruhrgebiet. „Ich hab mich hier immer sehr wohlgefühlt, die Familie ist hier, und vielleicht ist mein Schwäbisch nach all den Jahren auch nicht mehr ganz so ausgeprägt.“ Nun würde Maiwald-Humbert am liebsten nachholen, was ihr mit Claus und einer ganzen Reisegruppe durch den 7. Oktober 2023 verwehrt blieb: Verschiedene Stätten in Israel aufsuchen und persönliche Freunde in Israel besuchen. Bis das vielleicht wieder möglich ist, schmiedet sie andere Pläne. So ist für das nächste Jahr zum Beispiel eine Reise mit dem Wohnanhänger nach Südfrankreich angedacht.

Sabine Maiwald-Humbert wird am 1. Advent um 14:30 Uhr in einem festlichen Gottesdienst in der Friedenskirche von Superintendentin Julia Holtz entpflichtet.

(Hans-Martin Julius)